Das Thema »Mediensucht« rückt vor dem Hintergrund immer jüngerer Nutzer digitaler Medien in den Blickpunkt gesellschaftspolitischer Diskussionen. Die Frage, was Mediensucht ist, wird sowohl im wissenschaftlichen als auch im gesellschaftlichen Diskurs bislang nicht eindeutig beantwortet. Auch divergiert das Verständnis darüber, was »normales« Mediennutzungsverhalten ist, u. a. zwischen den Generationen und führt innerhalb von Familien, aber auch in Schulen und anderen Jugendeinrichtungen zu Konflikten. Unter diesem Eindruck wurden für den TAB-Arbeitsbericht »Neue elektronische Medien und Suchtverhalten« die wissenschaftlichen Befunde zu Umfang und Folgen suchtartiger Mediennutzung ausgewertet und Handlungsoptionen erarbeitet. Im Ergebnis zeigt sich vielfältiger Forschungsbedarf, da die bisherigen Studien zumeist explorativ und zu wenig auf eine langfristige Analyse der Wandlungsprozesse ausgerichtet sind. Insbesondere fehlen bei Mediensucht abgestimmte Bewertungs- und Diagnoseinstrumente sowie Evaluationsstudien zu Therapien und Interventionsansätzen. Auch sollten die Differenzierungsformen der Mediensucht intensiver wissenschaftlich untersucht werden, einschließlich der im Bericht analysierten Ausprägungen (allgemeine Internetsucht, Online(glücks)spielsucht, -sexsucht, -kaufsucht sowie Social-Network-Sucht). ... mehrZudem erscheint es bedeutsam, einen Diskurs zur Entwicklung einer gesellschaftlich und wissenschaftlich getragenen Wertebasis zu initiieren und zu klären, wo die Schwellenwerte zwischen Normalität und Sucht liegen. Dies ist u. a. deshalb wichtig, weil die intensive digitale Mediennutzung zunehmend zum privaten und beruflichen Normalverhalten zählt.
Inhalt
Zusammenfassung 7
I. Einleitung 25
II. Sucht und Gesellschaft 31
1. Perspektiven auf den Suchtbegriff 31
2. Modelle zum Suchtverhalten 34
3. Perspektiven auf Mediensucht 39
4. Modelle für eine Internetsucht 42
5. Neuropsychologische Befunde 48
III. Neue elektronische Medien und Suchtverhalten 53
1. Allgemeine Internetsucht 53
1.1 Einordnung 53
1.2 Attraktivitätspotenzial 55
1.3 Phänomenologie und Diagnostik 57
2. Onlinespielsucht 60
2.1 Einordnung 63
2.2 Attraktivitätspotenzial 66
2.3 Phänomenologie und Diagnostik 70
3. Social-Network-Sucht 74
3.1 Einordnung 76
3.2 Attraktivitätspotenzial 80
3.3 Phänomenologie und Diagnostik 82
4. Onlinesexsucht 83
4.1 Einordnung 86
4.2 Attraktivitätspotenzial 90
4.3 Phänomenologie und Diagnostik 92
5. Onlinekaufsucht 95
5.1 Einordnung 97
5.2 Attraktivitätspotenzial 101
5.3 Phänomenologie und Diagnostik 102
6. Onlineglücksspielsucht 104
6.1 Einordnung 107
6.2 Attraktivitätspotenzial 111
6.3 Phänomenologie und Diagnostik 112
7. Interventionen und Therapien 114
IV. Bedeutung der Mediensucht für Kinder und Jugendliche 117
1. Einordnung 117
2. Risiko- und Gefährdungspotenziale 122
3. Empirische Erkenntnisse aus Workshops 125
4. Interventionen und Therapien 126
V. Stakeholder Panel TA zur Mediensucht 129
VI. Handlungsoptionen 139
1. Verbesserung der wissenschaftlichen Erkenntnislage 139
2. Stärkung des gesellschaftlichen Diskurses 140
3. Mediensucht als eigenständiges Krankheitsbild diskutieren 142
4. Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen stärken 144
5. Prioritäre Verbesserung der Prävention 145
6. Verbesserung der psychosozialen Versorgungsstruktur 146
Literatur 149
1. In Auftrag gegebenes Gutachten 149
2. Weitere Literatur 149
Anhang 163
Abbildungsverzeichnis 163