Effectiveness of a Dementia-Specific Multimodal Exercise Program on Motor and Gait Performance in Individuals with Dementia – a Randomized Controlled Trial

Hintergrund: Demenzerkrankungen stellen Betroffene, ihre Angehörigen und unsere Gesellschaft vor zunehmende Herausforderungen. Eine systematische Analyse bisheriger Untersuchungen gibt Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität einen positiven Einfluss auf die motorischen und kognitiven Fähigkeiten von Personen mit Demenz haben kann. Limitationen bisheriger Studien und eine große Heterogenität lassen jedoch keine gesicherte Evidenz zu. Meine Thesis beschäftigt sich mit der Untersuchung der Effekte körperlicher Aktivität auf die motorischen Fähigkeiten und den Gang bei Personen mit Demenz und hat die Entwicklung einer qualitativ hochwertigen Untersuchungsmethodik sowie die Durchführung einer randomisierten kontrollierten Studie zum Ziel. Im Mittelpunkt stehen dabei Personen mit Demenz – eine besondere Zielgruppe in der Sportwissenschaft. Bei der Planung, Durchführung und Auswertung von entsprechenden Studien ist es entscheidend die Besonderheiten dieser Zielgruppe zu berücksichtigen.
Methoden: In einem ersten Schritt wurde eine qualitativ hochwertige Untersuchungsmethodik aufbauend auf einer umfangreichen Analyse des aktuellen Forschungsstandes erarbeitet. ... mehrDer Schwerpunkt lag hierbei auf der Bewertung der Eignung bisher verwendeter motorischer Testverfahren. Darüber hinaus wurde im Rahmen eines Studienprotokolls ein Studiendesign entwickelt, das aus dem Forschungsstand abgeleitete Qualitätskriterien erfüllt und die Besonderheiten von Personen mit Demenz berücksichtigt. Ein demenzspezifisches 16-wöchiges multimodales Bewegungsprogramm, das Motorik und Kognition verbindet und ritualisierte Element enthält, kann hierbei hervorgehoben werden. In einem zweiten Schritt wurde die erarbeitete Untersuchungsmethodik im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie mit 319 Personen mit leichter bis mittelschwerer Demenz eingesetzt.
Ergebnisse: Die Erkenntnisse aus der Analyse des aktuellen Forschungsstandes unterstreichen die Bedeutung von geeigneten motorischen Testverfahren und an die Zielgruppe angepassten Interventionen. Darüber hinaus identifiziert eine qualitative und quantitative Überprüfung bisher verwendeter motorischer Testverfahren jeweils acht motorische Tests, die mit Einschränkungen empfohlen werden können, und schlägt die Verwendung eines sequenziellen Ansatzes vor. Die Ergebnisse der randomisierten kontrollierten Studie zeigen keine statistisch signifikanten Zeit*Gruppen Effekte auf die motorische und die Gangleistung von Personen mit Demenz. In weiteren explorativen Analysen wurden Unterschiede in der Ausgangsleistung des Ganges, der Mobilität, der Kraft und dem Grad der kognitiven Beeinträchtigung zwischen Positiv-, Nicht- und Negativ-Respondern beobachtet. Zudem erklären Änderungen der Kraft und Funktion der unteren Extremitäten, der Mobilität, der exekutiven Funktion, der Aufmerksamkeit und des Arbeitsgedächtnisses bis zu 39.4 % der Varianz der Änderung der Gangleistung.
Schlussfolgerungen: Die Thesis schlägt eine qualitativ hochwertige Untersuchungsmethodik vor, an der sich zukünftige Studien orientieren können, verweist aber gleichzeitig auf den weiterhin bestehenden Forschungsbedarf in verschiedenen Bereichen. Zudem weisen die Ergebnisse der randomisierten kontrollierten Studie darauf hin, dass ein standardisiertes Bewegungsprogramm für die heterogene Zielgruppe von Personen mit Demenz nur begrenzt geeignet ist und die Wirksamkeit körperlicher Aktivität auf komplexeren Mechanismen beruht, die eine Berücksichtigung des Individuums erfordern.