Wissenschaftliche Begleitung der Easy-Mile-Busse in Monheim am Rhein - Ergebnisbericht
Barthelmes, Lukas 1; Görgülü, Mehmet Emre 1; Kagerbauer, Martin 1 1 Institut für Verkehrswesen (IFV), Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Abstract:
Die Mobilitätswende hin zu nachhaltigen Verkehrsmitteln hat den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs als zentrales Ziel. Ein innovativer Schritt in diese Richtung ist die Einführung automatisierter Kleinbusse, die in Monheim am Rhein seit Februar 2020 als erste automatisierte Kleinbusflotte Deutschlands im regulären Linienbetrieb eingesetzt werden. Ziel der Stadt und Bahnen Monheim als Betreiber der Kleinbusflotte ist es, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch das Kleinbusangebot attraktiver zu gestalten, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und der Bevölkerung das automatisierte Fahren und damit die Digitalisierung näherzubringen.
Das Institut für Verkehrswesen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) begleitete über einen Zeitraum von zwei Jahren die Einführung und den Betrieb dieser Kleinbusflotte mit empirischen Untersuchungen, um die Akzeptanz und die Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Monheimer Bevölkerung zu erforschen. Mit der wiederholten Durchführung von Fahrgastinterviews werden Nutzungsmuster und Verhaltensänderungen im zeitlichen Ablauf seit der Einführung des Angebots identifiziert. Interviews mit dem Begleitpersonal der Kleinbusse ergänzen mit weiteren Einblicken in den Kleinbusbetrieb die Akzeptanz des neuartigen Angebots. ... mehrAuf Basis einer Haushaltsbefragung unter allen Einwohnenden Monheims am Rhein werden repräsentative Erkenntnisse zu den Einstellungen der Nutzenden und insbesondere auch der Nicht-Nutzenden gewonnen.
Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Frauen, ältere Menschen sowie Personen mit Mobilitätseinschränkungen das bisherige Angebot nutzen. Für beide letztgenannten Personengruppen erfüllt die Kleinbuslinie die Rolle eines Mobilitätsermöglichers. Die Integration der Kleinbusse in das bestehende Busliniennetz hat die Erreichbarkeit des ÖPNV erhöht und die Nutzung dessen zusätzlich gefördert. Insgesamt werden hohe Zufriedenheitswerte unter den Nutzenden sowie eine deutliche Bereitschaft zur Nutzung unter Nicht-Nutzenden festgestellt. Sicherheitsbedenken gegenüber der Automatisierungstechnik der Kleinbusse können unter den Einwohnenden nicht festgestellt werden, u. a. bedingt durch die Anwesenheit des Begleitpersonals. Von noch größerer Bedeutung wird vom Begleitpersonal selbst, aber auch von den Fahrgästen, ihre Dienstleistungsfunktion, z. B. die Hilfe beim Ein- und Ausstieg, gesehen. Trotz der grundsätzlich positiven Wahrnehmung kann die Begleitstudie Ausbaupotenziale des Kleinbusangebotes identifizieren, um perspektivisch eine größere Nutzendengruppe erreichen zu können. Dazu zählt zum einen die Erhöhung der Fahrgeschwindigkeiten und Verbesserung des Fahrverhaltens sowie eine Ausweitung des Bediengebietes wie z. B. der intermodale Einsatz als Zubringer zur nächstgelegenen S-Bahn-Haltestelle. Die Begleitstudie legt nahe, weitere Informationskampagnen in Betracht zu ziehen, um ein einheitliches Verständnis rund um das automatisierte Fahren und das Angebot der Kleinbusse zu bewirken. So kann zusätzliche Akzeptanz für gegenwärtige Schwachstellen der automatisierten Kleinbusse geschaffen werden.