Nachts auf dem Arbeitsweg - Wie die Nacht die Gestaltung und Wahrnehmung von Arbeitswegen beeinflusst

Die Nacht galt lange Zeit als ein Reich der Dunkelheit und der Gefahr. Heute ist dank der Entwicklung moderner Lichtquellen nur noch wenig von der nächtlichen Dunkelheit und den Ängsten vergangener Zeiten übriggeblieben. Stattdessen hat sich die Nacht zu einem gesellschaftlich relevanten Kontaktraum entwickelt, der zunehmend transformiert, ökonomisiert und eventisiert wird. Aber nicht nur in sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Kontexten, sondern auch in der Wissenschaft gewinnt die Nacht zu-nehmend an Bedeutung. In jüngster Zeit hat sich mit den Night Studies ein neues Forschungsfeld etab-liert, zu dem es immer mehr wissenschaftliche Beiträge gibt. ... mehrTrotz des wachsenden Interesses sind die Zusammenhänge zwischen Nacht und Mobilität bisher kaum erforscht worden. Die vorliegende Arbeit trägt dazu bei diese Forschungslücke zu schließen, indem sie sich vor allem mit der Frage beschäftigt, wie Personen, die regelmäßig nachts zur Arbeit pendeln, ihren Arbeitsweg wahrnehmen und gestalten.
Um diese Forschungsfrage zu beantworten, wird ein quantitatives Forschungsdesign verwendet, das auf der Analyse von zwei Datensätzen basiert. Der erste Datensatz ist die "Mobilität in Deutschland 2017", der zweite Datensatz stammt aus einer eigenen Erhebung in der Region Karlsruhe. Beide Datensätze werden mittels statistischer Verfahren analysiert. Zum einen werden deskriptive Statistiken verwendet, um grundlegende Merkmale und Muster in den Daten zu identifizieren, zum anderen werden Regressi-onsanalysen durchgeführt, um Zusammenhänge zwischen verschiedenen Variablen zu untersuchen und potenzielle Einflussfaktoren auf die nächtliche Arbeitsmobilität zu identifizieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Nacht sowohl die Gestaltung als auch die Wahrnehmung von Arbeitswe-gen beeinflusst. So wird in der Nacht signifikant häufiger das Auto als Verkehrsmittel gewählt, es werden signifikant weniger Wegeketten gebildet und die Zeit auf dem Arbeitsweg wird anders genutzt als am Tag. Darüber hinaus ist festzustellen, dass die Nacht bei einzelnen Akteursgruppen negative Auswirkun-gen auf das Sicherheitsempfinden und das subjektive Wohlbefinden hat. Andererseits existieren aber auch Akteursgruppen, bei denen sich die Nacht positiv auf das Wohlbefinden auswirkt. Diese profitieren vor allem von den leeren Straßen, einen besseren Verkehrsfluss und der ruhigeren Umgebung.
Die vorliegende Studie bietet einen umfassenden Einblick in die Mobilitätsmuster und -bedürfnisse von Personen, die nachts zur Arbeit pendeln und beleuchtet die vielfältigen Herausforderungen und Gege-benheiten, mit denen sie sich konfrontiert sehen. Die gewonnenen Ergebnisse können genutzt werden, um gezieltere Maßnahmen zur Verbesserung der nächtlichen Arbeitsmobilität zu entwickeln und somit einen Beitrag zur Förderung eines sicheren und effizienten Pendelns zu leisten.

The night has long been regarded as a realm of darkness and danger. Today, thanks to modern light sources, little of the nighttime darkness and the fears of past times remain. Instead, the night has evolved into a socially relevant space for interaction, increasingly transformed, economized, and eventized. However, not only in social, cultural, or economic contexts, but also in science, the night is gaining importance. Recently, an emerging field of research called Night Studies has been established, with an increasing number of scholarly contributions. Despite growing interest, the connections between night and mobility have been scarcely explored scientifically. ... mehrThe present work aims to fill this research gap by primarily addressing how individuals who commute to work regularly at night perceive and shape their commutes.
To answer this research question, a qualitative research design is employed based on the analysis of two datasets. The first dataset is the "Mobility in Germany 2017," while the second dataset comes from a survey conducted in the Karlsruhe region. Both datasets are analyzed using statistical methods. De-scriptive statistics are used to identify basic characteristics and patterns in the data, while regression analyses are conducted to examine relationships between different variables and identify potential fac-tors influencing nighttime work mobility.
The results indicate that the night influences both the design and perception of the commute. Signifi-cantly more people choose cars as their mode of transportation at night, significantly fewer trip chains are formed, and the time spent on the commute is utilized differently compared to daytime. Addition-ally, it is observed that the night has negative effects on the sense of security and subjective well-being among certain groups of individuals. However, there are also groups for whom the night has a positive impact on well-being, especially benefiting from empty streets, smoother traffic flow, and a quieter environment.
This study provides comprehensive insights into the mobility patterns and needs of individuals commut-ing to work at night, shedding light on the diverse challenges and circumstances they face. The findings can be used to develop more targeted measures to improve nighttime work mobility and contribute to promoting safe and efficient commuting.