Towards an Automated (Anti-)Utopia? A Critical Discussion of the Contemporary Discourse on Automation and Its Future

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den gesellschaftlichen Implikationen der Automatisierung von Lohnarbeit. Sie nimmt ihren Ausgang in einer Betrachtung der zeitgenössischen Debatte um die Automatisierung der Arbeit in Deutschland. Diese wird hinsichtlich ihrer erkenntnistheoretischen Grundlagen und dominanten politischen Deutungsmuster reflektiert. Dabei wird eine weitgehende Marginalisierung sozialer, politischer und ökologischer Risiken der Automatisierung deutlich, die aus einer einseitigen Fokussierung auf ein Schönwetterszenario der makroökonomischen Potentiale der Automatisierung resultiert, das von einer massiven Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und einem entsprechend starken Wirtschaftswachstum ausgeht.
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Die anschließende Diskussion dieser marginalisierten Risiken verdeutlicht die Notwendigkeit einer aktiven technikpolitischen Rahmung der Automatisierung, um diese Risiken zu vermeiden und die emanzipatorischen Potentiale steigender Produktivität zu erschließen. Unter Rückgriff auf die frühe Frankfurter Schule werden Grundzüge eines solchen emanzipatorischen technikpolitischen Projekts entwickelt. Abschließend werden politische Gestaltungsoptionen diskutiert, die dieses Projekt konkretisieren und helfen sollen, eine beschleunigte Automatisierung wirtschaftspolitisch in ökologisch und sozial nachhaltige Bahnen zu lenken. Konkret werden Möglichkeiten zur Stabilisierung des Lohnniveaus und zur Ausweitung öffentlicher Investitionen – verbunden mit einer Sozialisierung der entsprechenden Dividenden – ebenso identifiziert, wie die Möglichkeit, steigende Produktivität in kollektive Arbeitszeitverkürzungen zu übersetzen.
In der Arbeit begegnen und befruchten sich zwei grundlegende Anliegen der Technikfolgenabschätzung: zu einer aufgeklärteren Debatte über die Folgen technologischen Wandels beizutragen und im Sinne einer demokratischen, pluralen Debatte alternative Gestaltungsoptionen aufzuzeigen.
Das erste Anliegen befördert diese Arbeit, indem sie einige der häufig impliziten Annahmen und Interessen expliziert, die die gegenwärtige Debatte über Automatisierung prägen. Dies gilt sowohl in erkenntnistheoretischer Hinsicht – etwa durch die Reflektion der epistemischen Vorzüge und Limitationen von Studien, die zukünftige Automatisierungspotentiale oder gar Beschäftigungseffekte vorherzusagen trachten – als auch in politischer Hinsicht, etwa durch die Rekonstruktion der technikkorporatistischen Grundzüge, die die zeitgenössische Debatte in Deutschland über die Nutzung von Automatisierung prägen, wie am Beispiel der Aushandlungsprozesse rund um die sogenannte „Industrie 4.0“ gezeigt wird.
Die Rekonstruktion der sozioökonomischen Determiniertheit der gesellschaftlichen Folgen der Automatisierung ermöglicht dabei die Entwicklung einer theoretischen Position, die naiven Technikoptimismus und fatalistischen Technikdeterminismus ebenso transzendiert, wie ökonomische Strategien, die Automatisierung lediglich als Mittel in der kapitalistischen Konkurrenz begreifen. Jenseits dieser Verengungen eröffnet sich eine Perspektive, die das Schreckgespenst der technologischen Arbeitslosigkeit entzaubert, die Ziele, die mit technologischem Wandel verfolgt werden, aushandelbar macht und Hoffnung auf qualitativen gesellschaftlichen Fortschritt zu wecken versucht. Diese Perspektive bildet die Schnittstelle für einen Dialog zwischen der frühen Kritischen Theorie, zeitgenössischeren Formen der Gesellschaftskritik und der Debatte über politische Gestaltungsansätze.
Dieser Dialog hat dabei eine starke internationale Dimension, insofern er die britische Debatte über Gestaltungsoptionen im Kontext der Automatisierung in einen deutschen Kontext übersetzt und zugleich die deutsche Debatte über die Automatisierung und weniger bekannte Autoren der frühen Frankfurter Schule einer englischsprachigen Öffentlichkeit näherbringt. Gleichzeitig wird im Sinne des aufklärerischen Impetus dieser Arbeit, der Versuch unternommen, die technikoptimistische britische Debatte der letzten Jahre zur emanzipatorischen Nutzung der Automatisierung insbesondere im Hinblick auf ihre Leerstellen in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit zu reflektieren, mit dem Ziel, einen zwar normativ orientierten und gleichwohl nuancierten und differenzierten Zugang zu den möglichen Folgen der Automatisierung und den Potentialen ihrer emanzipatorischen Aneignung zu entwickeln.

This dissertation deals with the societal implications of the automation of wage labour. It takes as its starting point an examination of the contemporary debate on the automation of labour in Germany. This debate is examined in terms of its epistemological foundations as well as the dominant political and economic assessments and assumptions that shape it. This analysis reveals a fundamental marginalisation of the social, political and ecological risks of automation, resulting from a one-sided focus on the macroeconomic potentials of automation, which reinforces a fair-weather scenario that assumes a massive increase in international competitiveness and correspondingly strong economic growth. ... mehr
The ensuing discussion of these marginalised risks highlights the need for an active technopolitical management of automation to avoid these risks and to unleash the emancipatory potential of productivity gains. Building on the early Frankfurt School, the outlines of such an emancipatory technopolitical project are developed. Finally, policy options are discussed that concretise this project and are designed to promote automation while making its implementation ecologically sustainable and economically inclusive. Specifically, these policies aim to stabilise wage levels and to increase public investment – combined with the socialisation of the corresponding dividends – while translating the increased adoption of automation into collective reductions in working hours.
This dissertation contributes to two fundamental tasks of technology assessment: to contribute to a more enlightened debate about the consequences of technological change and to identify alternative policy options to shape technological development in the interest of a democratic, pluralistic debate.
This book addresses the first task by exposing some of the often implicit assumptions and interests that shape the current debate on automation. This is true both in epistemological terms – by reflecting on the epistemic merits and limitations of studies that attempt to predict future automation potentials or even employment effects - and in political terms, for example, by reconstructing the technocorporatist foundations that structure the contemporary debate in Germany on the use of automation, as exemplified by the negotiation processes surrounding the so-called "Industry 4.0".
Reconstructing the socioeconomic determinacy of the social consequences of automation allows for the development of a theoretical position that transcends naive technological optimism and fatalistic technological determinism, as well as economic strategies that understand automation merely as a means of capitalist competition. Beyond these limitations, a perspective opens up that demystifies the spectre of technological unemployment, makes the goals of technological change negotiable, and attempts to awaken hope for qualitative societal progress. This perspective provides the interface for a dialogue between the early Frankfurt School, more contemporary forms of social critique, and the policy debate on the management of automation.
This dialogue has a strong international dimension in that it translates the British debate on policy options for managing automation into a German context, while at the same time making the German debate on automation and lesser-known authors of the early Frankfurt School accessible to an English-speaking audience. At the same time, an attempt is made to reflect on the techno-optimistic British debate of recent years on the emancipatory use of automation, particularly in relation to its relative disregard for issues of ecological sustainability, with the aim of developing a normatively oriented yet nuanced and differentiated approach to the possible consequences of automation and the potential for its emancipatory appropriation.