Nachhaltiges Textilrecycling: vom Abfall zum Rohstoff

Textilien sind aus dem Alltag nicht wegzudenken. Neben Kleidung und Schuhen finden textile Fasern breite Anwendung in Bereichen wie Landwirtschaft, Bauwesen oder Industrie – etwa in Teppichen, Polstern oder Verbandsmaterialien. Seit der Jahrtausendwende hat sich die weltweite Textilproduktion mehr als verdoppelt, weiteres Wachstum ist absehbar. Zugleich prägen Überproduktion und Fast Fashion die Branche: Ständig neue Kollektionen führen zu enormen Umweltbelastungen. Kleidung allein verursacht 2 bis 10 % der negativen Umweltauswirkungen des Konsums in der EU – etwa durch Treibhausgase, Toxizität oder Wasserverschmutzung.
Die Wiederverwertung textiler Materialien ist herausfordernd. Textilien bestehen aus komplexen Mischungen verschiedener Fasern, Farbstoffe und Zusätze sowie funktionalen Bestandteilen wie Knöpfen oder Reißverschlüssen, was das Recycling erschwert. Ansätze zur Verbesserung reichen von KI-gestützter Sortierung über chemische und thermische Verfahren bis hin zum Einsatz von Enzymen. Viele Technologien befinden sich jedoch noch in der Entwicklung und sind nicht im industriellen Maßstab verfügbar.
Ein geschlossener Textilkreislauf existiert bislang nicht. ... mehrWeltweit werden weniger als 1 % der Textilien zu neuer Kleidung recycelt. In Deutschland gehen 62 % der sortierten Alttextilien in den Secondhandmarkt, 26 % werden stofflich verwertet, 8 % verbrannt, 4 % deponiert. Meist handelt es sich um Downcycling, wobei nur etwa 5 % der recycelten Materialien als neue Fasern in die Textilproduktion zurückfließen.
Die EU-Textilstrategie will dies ändern. Sie fordert eine stärkere Herstellerverantwortung über den gesamten Lebenszyklus und eine nachhaltige Abfallbewirtschaftung. Ergänzende Regelungen – etwa zur getrennten Sammlung oder zum Ökodesign – sollen das Textilrecycling voranbringen. Deutschland arbeitet aktuell an der Umsetzung, insbesondere bei der erweiterten Herstellerverantwortung.