Multifunktionale urbane Retentionsräume: Schutz vor Starkregenereignissen

Infolge des Klimawandels nehmen Starkregenereignisse zu und herkömmliche städtische Entwässerungssysteme stoßen immer öfter an ihre Grenzen. Eine Lösung, mit solchen Auswirkungen besser umzugehen, bieten multifunktionale urbane Retentionsräume (MUR). Das sind Flächen, die im Alltag als Parks, Straßen oder (Sport-/Spiel-)Plätze genutzt werden, bei Starkregen aber durch ihre bauliche Absenkung als Wasserspeicher dienen. So kann das Regenwasser zurückgehalten und kontrolliert abgeleitet werden, ohne eine akute Gefährdungssituation für Leben und Eigentum der Menschen sowie der Infrastruktur in den betroffenen Gebieten auszu­lösen. MUR sollen also urbane Gebiete, in denen kein Raum für separate Rückhaltebecken besteht, vor Überflutungen schützen. Erfolgreiche internationale Pionierprojekte, etwa aus Dänemark und den Niederlanden, weisen den Weg und zeugen von der Eignung und Effizienz von MUR-Maßnahmen.
Die Nutzung öffentlicher Räume als MUR in Deutschland birgt jedoch rechtliche, städtebauliche und umweltschutzbezogene Herausforderungen. Beispielsweise sind Fragen von Haftung und Planungsregelwerken regulatorisch weitestgehend ungeklärt. ... mehrDie planerische und bauliche Umsetzung von multifunktionalen urbanen Flächen birgt außerdem hinsichtlich der Stakeholderbeteiligung und der Finanzierung Konfliktpotenzial. Zudem können MUR umweltbezogene und gesundheitliche Folgen für Menschen, Vegetation und Umfeld verursachen, etwa Infektionsgefahren und stoffliche Belastungen, z. B. durch Pestizide und Mikroplastik, die in den Wasserkreislauf gelangen bzw. freigesetzt werden. Aspekte von Teilhabe und Aneignung von MUR durch die Bevölkerung sowie der Akzeptanz temporärer Funktionsveränderungen von begehrten öffentlichen Räumen in der Stadt sind zudem Teil der Fachdebatte. Präventive Maßnahmen und eine gezielte Risikokommunikation sind daher unverzichtbar, um mögliche Gefahren und das Konfliktpotenzial von MUR zu beseitigen.