Abstract:
Quantentechnologien (QT) haben den Bereich der reinen Grundlagenforschung verlassen und befinden sich in einer Übergangsphase zur praktischen Anwendung. In dieser Formierungsphase entscheidet sich, wie sich ihre Entwicklung auf gesellschaftliche, sicherheitspolitische und wirtschaftliche Strukturen auswirken wird. Prognosen gehen davon aus, dass Quantencomputer bis 2040 gängige Verschlüsselungssysteme überwinden könnten; Quantensensoren versprechen präzise Navigations- und Überwachungsfähigkeiten; und die ersten Quantenkommunikationsinfrastrukturen werden bereits eingerichtet. ... mehrDa die jetzt getroffenen Entscheidungen, etwa zur Hardware- und Software-Entwicklung, zur Struktur von Lieferketten oder zur Entwicklung von Kompetenzen, die zukünftige Nutzung dieser Technologien prägen und bestimmen, welche sozialen, ökologischen und geopolitischen Pfadabhängigkeiten sich herausbilden werden, sind frühzeitige, koordinierte Maßnahmen erforderlich, um sicherzustellen, dass QT zur Stärkung von Souveränität, Resilienz und gesellschaftlichen Nutzen, beitragen, anstatt Abhängigkeiten, Ungleichheiten und Risiken zu vertiefen.
Die Methoden der Technikfolgenabschätzung (TA) können helfen, solche Pfadabhängigkeiten zu erkennen und proaktiv informierte Entscheidungen zu treffen, mit denen langfristig negativer Entwicklungen verhindert und positive Potenziale gehoben werden können. TA setzt dort an, wo die Faktenlage unsicher ist und mögliche gesellschaftliche Folgen antizipiert werden müssen: Sie verbindet Vorausschau, Szenarienentwicklung und einen inklusiven Dialog mit Interessengruppen mit einer kontinuierlichen Überwachung der Technikentwicklung, sodass Entscheidungen über Gestaltung und Steuerung angepasst werden können, lange bevor sich Märkte oder Standards verfestigen. In einer frühen Phase der technologischen Entwicklung ist die gesellschaftliche Kontrolle über die Entwicklungsverläufe vergleichsweise leichter, da die Technologie noch nicht ausgereift ist und bisher keine breite gesellschaftliche Einbettung stattgefunden hat. Mit zunehmender Reife einer Technologie und ihrer Einführung in die Gesellschaft zeigen sich immer mehr gesellschaftliche Auswirkungen, doch wird es immer schwieriger, den Entwicklungsverlauf gesellschaftlich und politisch zu beeinflussen. Daher ist ein frühzeitiger Aufbau reflexiver Kapazitäten erforderlich, um Forschungsprogramme, Regulierungsbehörden und Industriekonsortien mit den notwendigen Instrumenten auszustatten, damit sie soziale, ethische, sicherheitsrelevante und nachhaltige Fragen möglichst frühzeitig angehen können, bevor sich Probleme verfestigen. Gleichzeitig lassen sich so die Entwicklungen einer Technologie an gesellschaftlichen Wertvorstellungen ausrichten, und damit langfristig sowohl die Akzeptanz als auch die wirtschaftliche Verwertbarkeit der Technologie verbessern. Da QT bereits weit genug fortgeschritten sind, um konkrete Fragen aufzuwerfen, sich aber noch in einem frühen Stadium befinden und offen für Einflussnahme sind, besteht ein hoher Bedarf mittels einer TA zu analysieren, wie eine zeitnahe, iterative Bewertung des sich schnell entwickelnden Feldes mit öffentlichen Werten und strategischen Zielen in Einklang gebracht werden könnte.
Die vorliegende Studie untersucht daher aus einer TA-Perspektive gesellschaftliche, ethische und politische Implikationen der QT, wobei ein Fokus auf die Sicherung der technologischen Souveränität Deutschlands und Europas gelegt wird. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) (jetzt Bundesministerium für Forschung Technologie und Raumfahrt, BMFTR) wurde eine Reihe von Interviews mit Stakeholdern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und öffentlicher Verwaltung durchgeführt, eine Online-Umfrage ausgewertet sowie ein zweitägiger Visionsworkshop veranstaltet. Ziel der Studie war es, zentrale Gestaltungsbedarfe frühzeitig zu identifizieren und politische Handlungsoptionen aufzuzeigen, bevor technologische Entwicklungen unumkehrbare Pfadabhängigkeiten erzeugen.
In diesem Zusammenhang wurden vom BMBF acht Hauptthemen identifiziert, die in der Studie zu untersuchen waren: (1) Status Quo der Technikfolgenabschätzung in den QT, (2) Auswirkungen des Quantencomputings auf IT-Sicherheit, (3) Nachhaltigkeit des Quantencomputing, (4) Sicherheitspolitische Auswirkungen der Quantensensorik, (5) Konsequenzen ungleichen Zugangs zu Quantentechnologien/Quantencomputing, (6) Gesellschaftliche Auswirkungen, (7) Diskurs über Quantentechnologien, (8) Unbeabsichtigte Nebenfolgen. Diese Hauptthemen wurden um weiterführende Fragen zur gesellschaftlichen Rezeption, zu Auswirkungen von QT auf andere Technologien, philosophischen und kulturellen Aspekten, Bildung sowie Kunst erweitert.
Zentrales Ergebnis ist, dass Technikfolgenabschätzung für QT bisher nur punktuell erfolgt, obwohl das Thema gesellschaftlich zunehmend als relevant wahrgenommen wird. Während einzelne Akteure in Wissenschaft, Behörden und internationalen Organisationen bereits Beiträge leisten, fehlen bislang systematische, international koordinierte TA-Infrastrukturen zu den QT. Insbesondere aus der Perspektive von Politik und öffentlichen Fördergebern wird ein strategischer Handlungsbedarf gesehen, um soziale, sicherheitspolitische und ethische Risiken frühzeitig sichtbar zu machen und in Innovationspfade einzubetten. Die Integration von TA in Innovationsagenden sollte dazu als strategisches Instrument zur Steuerung von Investitionen genutzt werden, um Lieferketten resilienter zu machen und auch die Wertschöpfung zu erhöhen. Die bestehenden Strukturen reichen hierfür bislang nicht aus. Die Integration von TA in politische Entscheidungsprozesse ist lückenhaft, die institutionelle Verankerung schwach und die europäische Struktur, von der international ganz zu schweigen, nicht ausreichend.
Im Bereich der IT-Sicherheit wurden die Folgen von Quantencomputing als systemisch, geopolitisch relevant und langfristig potenziell destabilisierend eingeschätzt. Obwohl vollständig funktionsfähige, fehlerkorrigierte Quantencomputer derzeit noch nicht existieren, besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass sie mittel- bis langfristig bestehende kryptografische Verfahren unterlaufen könnten. Dies betrifft nicht nur die Integrität digitaler Kommunikation, sondern auch die Sicherheit kritischer Infrastrukturen, die Vertraulichkeit von Finanztransaktionen und das Gleichgewicht militärischer Kräfte. Da auch Sorge vor einer Beschleunigung dieser Entwicklung besteht und heutige Kommunikation zwecks zukünftiger Entschlüsselung vermutlich bereits mitgeschnitten wird („store now, decrypt later“), wurde für eine deutlich verstärke Aufmerksamkeit geworben. Die Ergebnisse legen nahe, dass der europäische Ansatz zur Post-Quantum-Kryptografie (PQC) bislang fragmentiert ist und in seinen Umsetzungsmechanismen hinter dem politischen Problembewusstsein in den USA zurückbleibt. Insbesondere kleinere Unternehmen müssten auf die Gefahren hingewiesen und eine zeitnahe Implementierung der PQC sollte angestrebt werden.
Die Frage der Nachhaltigkeit von Quantencomputern wurde von den Teilnehmenden der Studie als hochrelevant bewertet, wobei erhebliche Unsicherheit über konkrete Potenziale und Belastungen besteht. Während langfristige Effizienzgewinne in einer Vielzahl an Anwendungen erwartet werden, bestehen für einige Personen noch deutliche Unsicherheiten über den zukünftigen Energie- und Ressourcenbedarf von Quantencomputern. Unklarheiten existieren auch, ob der Einsatz in klassischen Computersystemen, wie Supercomputer, zu bevorzugen sei oder ob nicht für nachhaltige Effizienzgewinne vor allem reine Quantencomputer-Ansätze verfolgt werden müssten. Dabei wird deutlich, dass derzeit weder verbindliche Standards noch systematische Förderinstrumente für nachhaltige QT existieren. Eine präventive Untersuchung von Nachhaltigkeit in Forschung, Entwicklung und Regulierung wurde daher von vielen als notwendig erachtet, um informiert mögliche Nachhaltigkeitsaspekte in Förderung und Regulierung aufnehmen zu können. Hier sollten vor allem auch globale Materialströme und die Abhängigkeit von seltenen Rohstoffen untersucht werden.
Besonders deutlich traten die sicherheitspolitischen Implikationen von Quantensensoren hervor. Diese Technologien eröffnen neben zivilen Anwendungen auch weitreichende neue Möglichkeiten der Navigation, Grenzüberwachung oder Detektion militärisch relevanter Objekte. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine sicherheitspolitische Begleitung dieser Entwicklung bislang nur begrenzt stattfindet, obwohl der Dual-Use-Charakter der Technologie bereits auf potenziell destabilisierende Szenarien verweist. Mittels kontinuierlicher Beobachtung der sicherheitspolitischen Entwicklungen, wie durch umfassende Projekte der Militärtechnikfolgenabschätzung, könnten solche negative Entwicklungen erkannt und mittels Methoden der Rüstungskontrolle verhindert werden. Unklarheit besteht hingegen in Bezug auf Exportkontrollen kritischer Quantensensoren. Angesichts der Dynamik wird zwar eine Harmonisierung der EU-Exportkontrollmechanismen empfohlen, jedoch bestehen Unklarheiten ob diese nur direkt militärisch einsetzbare Komponenten einschließen oder weiter gefasst werden sollten. Einigkeit besteht hingegen darin, dass europäische Abhängigkeiten systematisch erkannt und über den Aufbau eigener Kompetenzen strategisch reduziert werden müssen.
Die Interviews und Workshopbeiträge verweisen auf die Entstehung eines globalen Quantum Divide, also eines ungleichen Zugangs zu quantentechnologischer Infrastruktur, Wissen und Anwendungen. Hierin liegt ein erhebliches Risiko einer Vertiefung globaler Ungleichgewichte, da Länder ohne Zugang zu kritischer Quanteninfrastruktur potenziell abgehängt werden könnten. Insbesondere zum erstmaligen Zeigen des Quantum Advantage werden Akteure deutlich profitieren, die Zugang zu der aktuellen Quantencomputing-Hardware in einem Quanten-Ökosystem haben. Da jedoch gleichzeitig eine Abhängigkeit Europas von außereuropäischen Hardwareanbietern erkannt wurde, sehen die Studienteilnehmenden auch Europa in einer potenziell vulnerablen Position. Es wird empfohlen, europäische Ökosysteme strategisch auszubauen, Zugänge zu außereuropäischer Infrastruktur vertraglich zu sichern und eigene Entwicklungen über IP-Rechte zu sichern. Gleichzeitig sollten aber auch internationale Kooperationen mit weniger privilegierten Akteuren gefördert werden, etwa durch Bildungsprogramme, Open-Source-Initiativen oder technikpolitische Partnerschaften, damit andere Akteure die Abhängigkeiten dieser Länder nicht ausnutzen.
Die sozialen Auswirkungen und der Einfluss von QT auf den Arbeitsmarkt werden als nicht so umfassend beschreiben, jedoch wird erwartet, dass bestimmte Personengruppen überproportional von den Entwicklungen profitieren werden. Anders als im Falle weiterer neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) oder Robotik werden weniger Arbeitsplätze durch QT wegfallen und gleichzeitig neue geschaffen werden. Es wird jedoch vermutet, dass diese Entwicklung eher hochqualifizierte und spezialisierte Arbeitskräfte bevorzugen wird, womit aus Gerechtigkeits- und aus Souveränitätsgründen insbesondere der Zugang zu QT sowie die Aus- und Weiterbildung im Vordergrund zukünftiger Handlungen stehen muss. Hier wurde besonders auf die MINT-Bildung und auf das verstärkte Einbeziehen von Frauen verwiesen, um einem möglichen sozialen Quantum Divide entgegenzutreten und einem wachsenden Fachkräftebedarf zu begegnen.
Die gesellschaftliche Wahrnehmung der Quantentechnologien findet bislang nur in sehr begrenztem Umfang statt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der gesellschaftliche Diskurs derzeit stark geteilt ist in eine kleine Gruppe hochspezialisierter Expert:innen und einer weitgehend uninformierten breiten Öffentlichkeit. Dieses Informationsgefälle wird als potenziell risikobehaftet eingeschätzt, da fehlendes Wissen über QT langfristig zu gesellschaftlicher Ablehnung führen könnte, vor allem wenn die Technologien sichtbar in den Alltag eingreifen oder mit kontroversen Anwendungen verknüpft werden. Insgesamt ist es deshalb wichtig, dass über verschiedene Kanäle ein informierter, gesellschaftlich breiter Diskurs über die Entwicklung der QT geführt wird. Dieser kann beispielsweise über einen verstärkten b2c-Zugang der wirtschaftlichen Akteure gestärkt werden, wobei überzogenen Erwartungen durch bestimmte Industrieakteure oder einen überhitzten Innovationsdiskurs vermieden werden müssen. Vor diesem Hintergrund bedarfs es auch einer differenzierten Wissenschaftskommunikation, die sowohl Faszination als auch realistische Anwendungsszenarien adressiert. Menschen sollten unter Verwendung verschiedenster Formate und Medien über Anwendungsszenarien und auch über eher bildliche Sprache über die Möglichkeiten der QT informiert und zur Reflektion angeregt werden.
Ein besonderes Potenzial wurde der Kunst als Reflexionsraum und Brückeninstanz zugeschrieben. Kunst kann nicht nur neue Sichtweisen auf QT eröffnen, sondern auch bisher schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen ansprechen. Die Diskussionen des Workshops zeigen, dass künstlerische Arbeiten zu Quantentechnologien sowohl für die Wissenschaft und Wirtschaft als auch für die Gesellschaft produktive Irritationen und neue Zugänge schaffen können. Voraussetzung für eine erfolgreiche Einbindung der Kunst ist jedoch eine strukturelle Verankerung jenseits instrumenteller Illustrationsfunktion. Da Kunstschaffende sich die QT in jedem Falle künstlerisch erschließen werden, sollte der Austausch mit Forschenden durch öffentlich geförderte interdisziplinäre Initiativen gezielt gefördert werden, um damit auch esoterischen Entwicklungen gezielt entgegenzuwirken. Notwendig für dieses gegenseitige Befruchten sind jedoch ein Austausch auf Augenhöhe und eine Offenheit für unvorhergesehene Entwicklungen auf beiden Seiten.
Zur Erforschung potenzieller unbeabsichtigter Folgen von QT hoben die Teilnehmenden der Studie mehrere Punkte hervor, darunter einen erhöhten Energieverbrauch, die Abhängigkeit von knappen Materialien und Dual-Use-Risiken – sowohl hinsichtlich Überwachung als auch militärischer Anwendungen. Trotz hoher Unsicherheit hinsichtlich solcher und weiterer Nebenfolgen, betonten viele Befragte die Notwendigkeit kontinuierlicher Risikoaufsicht und die Etablierung geeigneter Frühwarnmechanismen – auch bezüglich wirtschaftlich verwertbarer Entwicklungen. Hier könnte der Zivilgesellschaft eine Überwachungsfunktion zukommen, während Wissenschaft und Industrie die Hauptakteure der Entwicklung sein sollten. Von den Behörden wurde erwartet, dass sie Überwachungsmechanismen für solche Entwicklungen implementieren und die wirtschaftliche Verwertbarkeit durch gezielte Freiräume in den geförderten Projekten schaffen sollten.
Ein zentrales Ergebnis der Studie besteht darin, dass QT in ihrer Wirkung nicht isoliert, sondern ko-evolutiv mit anderen Technologien zu betrachten sind. Dies gilt insbesondere für Kryotechnik, Materialwissenschaft und Mikroelektronik und ggfs. auch für die KI. Viele der für QT notwendigen Basistechnologien stammen aus diesen Feldern, und umgekehrt können Fortschritte in den QT diese Bereiche durch ihre Funktion als „Schnittstellentechnologien“ beschleunigen. Die technologische Entwicklung von QT ist daher untrennbar mit sektorübergreifender Forschung und interdisziplinärer Zusammenarbeit verbunden. Technologische Entwicklungspfade verschiedener Technologien sind nicht isoliert, daher wird jeder größere Durchbruch bei grundlegenden Technologien (wie der Kryotechnik oder integrierter Photonik) auch Auswirkungen auf die QT haben. Gleichzeitig ermöglicht die Forschung und Entwicklung von QT auch wirtschaftlich verwertbare klassische Technologien. Es müssen jedoch Mechanismen vorhanden sein, um solche Entwicklungen rechtzeitig zu verfolgen, zu nutzen und in die QT zu implementieren. In dieser Hinsicht spielen kontinuierliche Überwachung und Erforschung eine Schlüsselrolle sowie Aufmerksamkeit für alle relevanten angrenzenden Bereiche.
Die Befragten äußerten differenzierte Einschätzungen zu möglichen philosophischen und kulturellen Implikationen der QT. Während ein Großteil der Teilnehmenden bezweifelte, dass nennenswerte Implikationen bestehen, sahen einige in der Auseinandersetzung mit den Prinzipien der Quantenphysik ein Potenzial für veränderte Denkweisen und gesellschaftliche Selbstverständnisse. Ob und wie solche Effekte eintreten, ist jedoch derzeit kaum abschätzbar.
Weiterhin zeigte sich, dass Bildung eine zentrale Rolle spielt, um sowohl die zukünftige QT-Arbeitswelt als auch die informierte Teilhabe der Bevölkerung zu sichern. Die Integration quantentechnologischer Grundlagen in schulische, universitäre und berufliche Curricula wurde von nahezu allen Teilnehmenden befürwortet, allerdings mit unterschiedlichen Einschätzungen zur Machbarkeit und Tiefe. Wichtig erscheint eine abgestufte Vermittlung, die technologische Tiefe mit gesellschaftlicher Anschlussfähigkeit verbindet und dabei auch das Informieren von Entscheidungsträger:innen mit einbezieht. Dabei wurde auch die Bedeutung informeller Lernangebote, öffentlicher Wissenschaftsformate und eines niedrigschwelligen Zugangs zur QT-Technologie betont.
Die Studienteilnehmenden wurden auch gebeten, etwaige zu wenig beachtete oder besonders wichtige Aspekte zu nennen. Neben den bereits erwähnten Themen des Energie- und Ressourcenverbrauchs sowie negativer sicherheitspolitischer Entwicklungen, sahen viele die strategische, koordinierte, langfristige Förderung von QT unter Einbeziehung europäischer und anderer internationaler Akteure als besonders relevant an. Unter der Prämisse technologischer Souveränität sollte die Förderung von QT in der EU strategisch weiter ausgebaut und harmonisiert werden. Die deutsche Bundesebene sollte dazu über Koordinierung der Bundesländeraktivitäten das deutsche Ökosystem in die EU-Strategie einpflegen und sich für einen weiteren QT-Ausbau stark machen. Hierzu könnte ein explizites wissenschaftliches Begleitgremium sinnvoll sein, in dem die verschiedenen Akteure der Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft vertreten sind. Auch sollte über aktive Verbreitung der Erfolge ein Bewusstsein für europäische QT-Entwicklungen geschaffen werden, damit die privaten Investitionen in Europa steigen.
Insgesamt liefert die Studie eine Vielzahl empirisch fundierter Einsichten in gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische und kulturelle Herausforderungen und Möglichkeiten von Quantentechnologien. Sie verweist auf die Notwendigkeit, TA frühzeitig zu verankern, gesellschaftliche Zielvorstellungen systematisch in Innovationsstrategien zu integrieren und offene, inklusive Formen des Dialogs über Zukunftsszenarien zu entwickeln. Die Zukunft der Quantentechnologien ist kein rein technisches Projekt, sondern ein soziales Gestaltungsfeld mit erheblicher wirtschaftlicher und politischer Relevanz. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen deutlich, dass die Community eine politische Begleitung der Entwicklungspfade für QT wünscht, während eine zu enge Regulierung in einem frühen Stadium abgelehnt wird. Die derzeitige Rolle der Behörden wird darin gesehen, die stetig wachsende QT-Community zu unterstützen und zu führen, zu vernetzen und einzubinden sowie gleichzeitig den Bereich aktiv unter technischen, sozialen, wirtschaftlichen, sicherheitspolitischen und politischen Gesichtspunkten zu bewerten. Diese Rolle erfordert eine Erweiterung der Bewertungs- und Umsetzungskapazitäten der Behörden sowie die Entwicklung eines übergreifenden strategischen Ansatzes, sowohl auf Bundesebene für Deutschland als auch auf EU-Ebene für Europa.
Abstract (englisch):
Quantum technologies (QT) have left the realm of pure basic research and are now in an early application phase, making this decade crucial for their development and future impact. Quantum computers are expected to be able to crack today's public encryption systems by 2040, quantum sensors promise advanced navigation and surveillance capabilities, and the first quantum communication infrastructures are already being established. Since decisions made now on hardware and software development, supply chains for rare materials, and skills development will also determine future use and its social and environmental costs, early, coordinated action is needed to increase security and prosperity in the coming quantum age, rather than deepening dependencies and risks.
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Technology assessment (TA) methods can help identify such path dependencies and enable proactive, informed decisions to be made that prevent negative developments in the long term and leverage positive potential. TA comes into play when the facts are still scarce but the consequences are already apparent: it combines foresight, scenario development, and inclusive dialogue with stakeholders with continuous monitoring of technological developments so that decisions on design and control can be adjusted long before markets or standards become established. In the early stages of technological development, it is relatively easier for society to control the course of development, as the technology is not yet mature and has not yet become widely embedded in society. As a technology matures and is introduced into society, its social impacts become increasingly apparent, but it becomes increasingly difficult to influence its development socially and politically. It is therefore necessary to build reflexive capacities at an early stage in order to equip research programs, regulatory authorities, and industry consortia with the necessary tools to address social, ethical, safety-related, and sustainability issues as early as possible, before problems become entrenched. At the same time, this allows the development of a technology to be aligned with societal values, thereby improving both the acceptance and economic viability of the technology in the long term. Since QT are already advanced enough to raise concrete questions but are still at an early stage and open to influence, there is a great need for TA to analyze how a timely, iterative assessment of this rapidly evolving field can be reconciled with public values and strategic goals.
This study therefore examines the social, ethical, and political implications of QT from a TA perspective, with a focus on securing the technological sovereignty of Germany and Europe. On behalf of the German Federal Ministry of Education and Research (BMBF) (now Federal Ministry of Research, Technology and Space, BMFTR), a series of interviews with stakeholders from science, industry, civil society, and public administration was conducted, an online survey was evaluated, and a two-day vision workshop was held. The aim of the study was to identify key design requirements at an early stage and to highlight policy options before technological developments create irreversible path dependencies.
In this context, the BMBF identified eight main topics to be examined in the study: (1) Status quo of technology assessment in QT, (2) Impact of quantum computing on IT security, (3) sustainability of quantum computing, (4) security policy implications of quantum sensor technology, (5) consequences of unequal access to quantum technologies/quantum computing, (6) societal impacts, (7) discourse on quantum technologies, and (8) unintended side effects. These main topics were expanded to include further questions on social acceptance, the impact of QT on other technologies, philosophical and cultural aspects, education, and art.
The key finding is that technology assessment for QT has so far only been carried out on an ad hoc basis, even though the topic is increasingly perceived as socially relevant. While individual actors in science, government agencies, and international organizations are already making contributions, there is still a lack of systematic, internationally coordinated TA infrastructures for QT. From the perspective of policymakers and public funding agencies in particular, there is a strategic need for action to identify social, security, and ethical risks at an early stage and embed them in innovation pathways. The integration of TA into innovation agendas should be used as a strategic instrument for steering investments in order to make supply chains more resilient and also increase value creation. The existing structures are not yet sufficient for this. The integration of TA into political decision-making processes is patchy, its institutional anchoring is weak, and the European structure, not to mention the international one, is inadequate.
In the field of IT security, the consequences of quantum computing have been assessed as systemic, geopolitically relevant, and potentially destabilizing in the long term. Although fully functional, error-corrected quantum computers do not yet exist, there is broad agreement that they could undermine existing cryptographic methods in the medium to long term. This affects not only the integrity of digital communications, but also the security of critical infrastructure, the confidentiality of financial transactions, and the balance of military power. As there are also concerns that this development could accelerate and that today's communications are probably already being recorded for future decryption („store now, decrypt later”), significantly greater attention was called for. The results suggest that the European approach to post-quantum cryptography (PQC) has been fragmented so far and that its implementation mechanisms lag behind the political awareness of the problem in the US. Smaller companies in particular need to be made aware of the risks, and the timely implementation of PQC should be a priority.
The participants in the study rated the question of the sustainability of quantum computers as highly relevant, although there is considerable uncertainty about their specific potential and impact. While long-term efficiency gains are expected in a wide range of applications, some people still have significant uncertainties about the future energy and resource requirements of quantum computers. There is also uncertainty as to whether their use in classic computer systems, such as supercomputers, is preferable or whether pure quantum computer approaches should be pursued in order to achieve sustainable efficiency gains. It is clear that there are currently no binding standards or systematic funding instruments for sustainable QT. Many therefore considered a preventive investigation of sustainability in research, development, and regulation to be necessary in order to be able to informedly incorporate possible sustainability aspects into funding and regulation. In particular, global material flows and dependence on rare raw materials should be examined.
The security implications of quantum sensors were particularly evident. In addition to civilian applications, these technologies open up far-reaching new possibilities for navigation, border surveillance, and the detection of military objects. The study results indicate that security policy measures to accompany this development have been limited to date, even though the dual-use nature of the technology already points to potentially destabilizing scenarios. Through continuous monitoring of security policy developments, such as comprehensive military technology impact assessment projects, such negative developments could be identified and prevented through arms control measures. However, there is uncertainty regarding export controls on critical quantum sensors. In view of the dynamic nature of this issue, harmonization of EU export control mechanisms is recommended, but it is unclear whether these should only include components that can be used directly for military purposes or whether they should be defined more broadly. There is agreement, however, that European dependencies must be systematically identified and strategically reduced by building up in-house expertise.
The interviews and workshop contributions point to the emergence of a global quantum divide, i.e., unequal access to quantum technology infrastructure, knowledge, and applications. This poses a considerable risk of deepening global imbalances, as countries without access to critical quantum infrastructure could potentially be left behind. In particular, players with access to the latest quantum computing hardware in a quantum ecosystem will benefit significantly when the quantum advantage is demonstrated for the first time. However, as Europe's dependence on non-European hardware suppliers has also been recognized, the study participants believe that Europe is in a potentially vulnerable position. It is recommended that European ecosystems be strategically expanded, access to non-European infrastructure be secured through contracts, and in-house developments be protected by IP rights. At the same time, however, international cooperation with less privileged players should be promoted, for example through education programs, open-source initiatives, or technology policy partnerships, so that other players do not exploit these countries' dependencies.
The social impact and influence of QT on the labor market are not described as extensive, but certain groups are expected to benefit disproportionately from developments. Unlike other new technologies such as AI or robotics, QT will result in fewer job losses and the creation of new jobs. However, it is assumed that this development will favor highly qualified and specialized workers, which means that, for reasons of fairness and sovereignty, access to QT and education and training must be at the forefront of future actions. Particular reference was made here to STEM education and the greater involvement of women in order to counteract a possible social quantum divide and meet the growing demand for skilled workers.
So far, the social perception of quantum technologies has been very limited. The results of the study show that the social discourse is currently strongly divided between a small group of highly specialized experts and a largely uninformed general public. This information gap is considered potentially risky, as a lack of knowledge about QT could lead to social rejection in the long term, especially if the technologies become visibly integrated into everyday life or are linked to controversial applications. Overall, it is therefore important that an informed, broad social discourse on the development of QT is conducted through various channels. This can be strengthened, for example, through increased b2c access for economic actors, while avoiding exaggerated expectations by certain industry players or an overheated innovation discourse. Against this backdrop, there is also a need for differentiated science communication that addresses both fascination and realistic application scenarios. People should be informed about application scenarios and the possibilities of QT using a wide variety of formats and media, including more visual language, and encouraged to reflect on these issues.
The Arts were seen as having special potential as a space for reflection and a bridge-builder. Art can not only open up new perspectives on QT, but also appeal to population groups that have been difficult to reach in the past. The workshop discussions show that artistic works on quantum technologies can create productive irritations and new approaches for science, business, and society alike. However, a prerequisite for the successful integration of art is its structural anchoring beyond its instrumental illustrative function. Since artists will inevitably explore QT artistically, exchange with researchers should be specifically promoted through publicly funded interdisciplinary initiatives in order to counteract esoteric developments. However, this mutual enrichment requires exchange on an equal footing and openness to unforeseen developments on both sides.
To investigate potential unintended consequences of QT, the study participants highlighted several points, including increased energy consumption, dependence on scarce materials, and dual-use risks—both in terms of surveillance and military applications. However, many respondents emphasized the inherent unpredictability of these side effects. It was recommended that preparedness in this regard be increased through continuous monitoring mechanisms for the timely detection and communication of emerging risks, with civil society playing a monitoring role, while science and industry should be the main actors. Given the high level of uncertainty associated with the topic, authorities were expected to implement monitoring mechanisms for such developments and to create economic viability through targeted leeway in funded projects.
A key finding of the study is that QT should not be viewed in isolation, but rather as co-evolving with other technologies. This applies in particular to cryogenics, materials science, and microelectronics, and possibly also to artificial intelligence. Many of the basic technologies required for QT originate from these fields, and conversely, advances in QT can accelerate these areas through their function as “interface technologies.” The technological development of QT is therefore inextricably linked to cross-sector research and interdisciplinary collaboration. Technological development paths of different technologies are not isolated, so any major breakthrough in fundamental technologies (such as cryogenics or integrated photonics) will also have an impact on QT. At the same time, QT research and development also enables economically viable classical technologies. However, mechanisms must be in place to track such developments in a timely manner, exploit them, and implement them in QT. In this regard, continuous monitoring and research play a key role, as does attention to all relevant adjacent areas.
Respondents expressed differing views on the potential philosophical and cultural implications of QT. While the majority of participants doubted that there would be any significant implications, some saw the examination of the principles of quantum physics, as having the potential to change ways of thinking and societal self-perceptions. However, it is currently difficult to assess whether and how such effects will occur.
Furthermore, it became clear that education plays a central role in securing both the future QT working world and the informed participation of the population. The integration of quantum technology fundamentals into school, university, and vocational curricula was supported by almost all participants, albeit with differing assessments of feasibility and depth. A gradual approach that combines technological depth with social connectivity and also involves informing decision-makers appears to be important. The importance of informal learning opportunities, public science formats, and low-threshold access to QT technology was also emphasized.
The study participants were also asked to name any overlooked or particularly important aspects. In addition to the aforementioned topics, such as energy and resource consumption and negative developments in security policy, many considered the strategic, coordinated, long-term promotion of QT, involving European and other international actors, to be particularly relevant. Under the premise of technological sovereignty, the promotion of QT in the EU should be strategically expanded and harmonized. To this end, the German federal government should coordinate the activities of the federal states to integrate the German ecosystem into the EU strategy and advocate for further expansion of QT. An explicit scientific advisory board representing the various stakeholders from science, industry, and society could be useful for this purpose. Active dissemination of successes should also raise awareness of European QT developments in order to increase private investment in Europe.
Overall, the study provides a wealth of empirically based insights into the social, economic, political, and cultural challenges and opportunities of quantum technologies. It points to the need to anchor TA at an early stage, systematically integrate societal objectives into innovation strategies, and develop open, inclusive forms of dialogue on future scenarios. The future of quantum technologies is not a purely technical project, but a social field of action with considerable economic and political relevance. The results of this study clearly show that the community wants political support for the development paths for QT, while rejecting overly strict regulation at an early stage. The current role of public authorities is seen as supporting and guiding the steadily growing QT community, networking and involving it, while actively assessing the field from a technical, social, economic, security, and political perspective. This role requires an expansion of the assessment and implementation capacities of the authorities and the development of a comprehensive strategic approach, both at the federal level for Germany and at the EU level for Europe.