Transgenes Saatgut in Entwicklungsländern - Erfahrungen, Herausforderungen, Perspektiven. Endbericht zum TA-Projekt »Auswirkungen des Einsatzes transgenen Saatguts auf die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Entwicklungsländern«
Sauter, A.
Abstract:
Sowohl Befürworter als auch Gegner eines Einsatzes von transgenem Saatgut in Entwicklungsländern gehen davon aus, dass die Gentechnologie unter den ökologischen, ökonomischen, sozialen und institutionellen Bedingungen von weniger entwickelten wie von Schwellenländern weitreichende Auswirkungen haben kann. Auf der einen Seite stehen große Erwartungen an einen Beitrag der Gentechnik zur Ernährungssicherung und zum wirtschaftlichen Anschluss an die Industrieländer, auf der anderen Seite gibt es große Befürchtungen bezüglich nachteiliger Auswirkungen auf kleinbäuerliche Wirtschaftsweisen und den traditionellen Umgang mit Saatgut. Durch das »Megathema« Bioenergie, das in den vergangenen Jahren die weltweite Debatte über Ziele, Wege und Prioritäten der zukünftigen Nutzung der natürlichen Ressourcen insgesamt intensiviert und verschärft hat, ist auch die Frage nach den Potenzialen der Grünen Gentechnik mit neuer Dynamik angestoßen worden. In der Perspektive der Befürworter gilt die Gentechnik sowohl als unverzichtbares Mittel für eine Steigerung der Flächenerträge im Ackerbau insgesamt als auch zur spezifischen Optimierung von »Energiepflanzen«. ... mehrKritiker der Agrogentechnik hingegen bezweifeln diese Einschätzungen und befürchten eine Potenzierung der von ihnen angenommenen negativen ökologischen, gesundheitlichen und vor allem sozioökonomischen Folgen.
Gegenstand und Ziel der Untersuchung
Ziel des vom Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit angeregten TAB-Projekts »Auswirkungen des Einsatzes transgenen Saatguts auf die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Entwicklungsländern« war es, die allgemeine Informations- und Debattenlage zu dieser Fragestellung aufzuarbeiten sowie möglichst konkret zu erfassen, wie sich der Einsatz transgenen Saatguts in den vergangenen zwölf Jahren tatsächlich entwickelt hat, welche Folgen identifizierbar sind und was daraus für die zukünftige Ausgestaltung der deutschen (bzw. auch europäischen) Entwicklungspolitik abgeleitet werden kann. Inhaltlicher Schwerpunkt des Berichts sind vier Fallstudien zu Ländern mit ausgedehntem (Brasilien, China) und solchen mit bislang begrenztem Einsatz (Chile, Costa Rica) von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVP). Die Ergebnisse dieser Länderstudien wurden mit Blick auf zentrale Frage- bzw. Zielstellungen vergleichend diskutiert: zum Bereich Forschung und Entwicklung, zur Frage der bisherigen ökonomischen Resultate des Anbaus transgener Pflanzen, zu sonstigen sozioökonomischen Effekten und Fragen der Teilhabe sowie zur Erfassung, Bewertung und Regulierung von Risiken.
INHALT
ZUSAMMENFASSUNG 5
I. EINLEITUNG 31
II. TRANSGENE PFLANZEN IN GLOBALER PERSPEKTIVE: AKTIVITÄTEN UND DISKURSE 37
1. Der weltweite Anbau im Überblick 37
2. Nutzenfragen: prinzipielle Eignung, Wirkungsebenen und Resultate 42
2.1 Der übergeordnete Nutzen: Passfähigkeit zu Entwicklungsmodellen 43
2.2 Der ökonomische Nutzen: Gewinne und Gewinnverteilung 45
2.3 Der züchterische Nutzen 45
2.4 Fallbeispiel: »Goldener Reis« 54
3. Risiken und Risikodebatten 58
3.1 Gesundheitliche und ökologische Risiken 59
3.2 Sozioökonomische Risiken 64
4. Regulierungsbemühungen und -konsequenzen 66
4.1 Biodiversitätskonvention und Cartagena-Protokoll 67
4.2 Internationaler Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen der FAO 71
4.3 WTO, TRIPS und UPOV: Freihandel und der Schutz geistigen Eigentums 73
4.4 Standardisierung von Risikoabschätzung und -bewertung? 75
4.5 Auswirkungen von EU-Regulierung und Anforderungen der LebensmittelIndustrie 77
III. VIER LÄNDERSTUDIEN 81
1. China (M. Schmidt/W. Wei) 82
1.1 Bedeutung der chinesischen Landwirtschaft 83
1.2 Transgenes Saatgut in China: Forschung, Entwicklung, kommerzieller Einsatz 89
1.3 Vorschriften zum Umgang mit GVP 96
1.4 Wirtschaftliche und agrarökologische Folgen – gesellschaftliche Wahrnehmung und Debatte 103
2. Brasilien (R. Rehaag, J.G. Batista Rodrigues, M.V. Lisboa) 115
2.1 Die brasilianische Landwirtschaft 116
2.2 Transgenes Saatgut in Brasilien: Forschung und kommerzieller Anbau 122
2.3 Vorschriften zum Umgang mit GVP 132
2.4 Wirtschaftliche, ökologische, soziale Folgen – gesellschaftliche Debatten und Konflikte 139
3. Costa Rica (U. Sprenger) 153
3.1 Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen 154
3.2 Transgenes Saatgut in Costa Rica: Erforschung, Erprobung und Vermehrung 163
3.3 Vorschriften zum Umgang mit GVP 175
3.4 Gesellschaftliche Aktivitäten und Debatten 184
4. Chile (H. Lehmann-Danzinger) 187
4.1 Die chilenische Landwirtschaft 188
4.2 Transgenes Saatgut in Chile: Erforschung, Vermehrung und Einfuhr von Futtermitteln 196
4.3 Vorschriften zum Umgang mit GVP 208
4.4 Gesellschaftliche Debatte 214
IV. DIE FALLSTUDIEN: VERGLEICH UND DISKUSSION 217
1. Gegenüberstellung der Hauptergebnisse 217
1.1 China 217
1.2 Brasilien 219
1.3 Costa Rica 221
1.4 Chile 223
2. Diskussion 225
2.1 Forschung und Entwicklung 225
2.2 Ökonomische Resultate des Anbaus 228
2.3 Sozioökonomische Aspekte und Fragen der Teilhabe 240
2.4 Risiken: Erfassung, Bewertung und Regulierung 244
V. FAZIT UND AUSBLICK 255
1. Stand und Auswirkungen des Einsatzes transgenen Saatguts – ein kurzes Resümee 255
2. Zukünftige Bedeutung und Handlungsperspektiven 258
2.1 Grüne Gentechnik als landwirtschaftliche Zukunftsoption? 259
2.2 Förderung von Kapazitäten und Rahmenbedingungen im Bereich Biosicherheit und Regulierung 266
3. Schlussbemerkung 268
LITERATUR 269
1. In Auftrag gegebene Gutachten 269
2. Weitere Literatur 269